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Musikalische Früherziehung - und die Alten haben Spaß

So werden Alte wieder jung: Kinder der musikalischen Früherziehung lassen mit musikalischen Spielen die Herzen im Seniorenheim höher schlagen.

„Ist das schön!“ Die Altenheimbewohnerin in ihrem Rollstuhl sieht richtig glücklich aus. Ein kleiner Junge von drei oder vier Jahren hat ihr gerade einen Regenschirm in die Hand gedrückt. Natürlich regnet es nicht wirklich. Dafür erklingt ein fröhliches Kinderlied über Regentropfen unter dem schützenden Dach des Atriums. Rund 40 Bewohner/innen waren am Montagnachmittag zu Musikspielen mit den Kindern versammelt. Sie hatten ein Strahlen im Gesicht.

Bild entfernt.    Foto: IKZ

Wenn kleine Kinder ins Altenheim kommen, schlagen die Herzen höher. „Unter sieben, über siebzig“ lautet der schlagkräftige Titel eines Konzeptes, das auf die Begegnung von ganz alt und ganz jung setzt und nicht nur in Letmathe praktiziert wird. Die Kleinen haben Spaß, die Großen auch. Wenigstens für ein paar Stunden. Langeweile ade! Das Besondere in Letmathe: Musikalische Früherziehung ist Trumpf im Altenheim.

Zwei Frauen singen ganz spontan vom Heideröslein

Beim nächsten Spiel verteilen die Kinder bunte Tücher an die Bewohner/innen. Auch hierzu erklingt ein Kinderlied. Als die Musik eine kleine Pause macht, fangen zwei Heimbewohnerinnen vor spontaner Begeisterung laut zu singen an: „Röslein auf der Heiden“.

„Da kommen Gefühle raus“, freut sich Katharina Seidel. Die 23-jährige Studentin leitet die Musikgarten-Gruppe, zurzeit sechs Jungen und Mädchen im Alter von zweieinhalb bis fünf Jahren - die „Nesthäkchen“ der musikalischen Früherziehung im Musikverein der Kolpingfamilie Letmathe. Und mit diesen Kindern war sie jetzt zwei Nachmittage im Altenheim St. Kilian zu Gast. Nicht um dort etwas aufzuführen oder vorzutragen, denn das wäre ja eine Einbahnstraße. Miteinander etwas tun, hieß das Motto. Wie musikpädagogische Methoden zur Förderung der Interaktion zwischen den Generationen beitragen können, lautet die Aufgabe ihrer Bachelor-Arbeit im Studiengang Angewandte Sozialwissenschaft. Katharina Seidel beobachtet das Verhalten von Kindern und Senioren. Ihre ersten Ergebnisse: „Kinder wecken Emotionen, und Musik baut Ängste ab. Man sieht, wie die Bewohner wacher und aktiver werden.“ Das sei umso wichtiger, als viele Heimbewohner sonst kaum noch Kontakt zu Kindern haben.

Kinder tanzen und die Senioren klatschen mit

„Kleine Kinder sieht man immer gerne“, freute sich denn auch die 83-jährige Annemarie Rasche auf Fragen der Heimatzeitung. Der ebenfalls 83-jährige Eberhard Budweg aus Hohenlimburg, der als Besucher gekommen war, fand noch etwas anderes toll: die Bewegung. Die Kinder tanzen oder trommeln und die Senioren klatschen mit. Obendrein, so ergänzte Katharina Seidel, sei die Beschäftigung mit Musik für Demenzerkrankte eine besondere Bereicherung.

Die zwei Montagnachmittage waren wichtig für die Bachelorarbeit. Die Zusammenarbeit mit dem Altenheim ist damit aber für Katharina Seidel nicht beendet. Die 23-Jährige kommt regelmäßig, um mit den Senioren zu musizieren. Das ist Teil der Partnerschaft zwischen Kolpingfamilie und Altenheim, die weiter mit Leben gefüllt werden soll. Weiter geht auch die Zusammenarbeit mit dem Kindergarten St. Josef. Allmonatlich kommen die Kinder ins Heim - zu interaktiver Begegnung.

Helmut Rauer, Iserlohner Kreisanzeiger