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Tirolerlied wurde beim Jahreskonzert zu einem echten Hit

Es gehört heutzutage schon Einiges dazu, Jugendliche vom Handy wegzulocken und für eine verbindliche, regelmäßige Aktivität in einer Gruppe zu begeistern.

Wenn es sich dann auch noch um ein eher traditionelles Blasorchester und obendrein noch einen kirchlich angebundenen Verein handelt, dann traut man seinen Augen und Ohren kaum, wenn man die vielen jungen Musiker erlebt, die gemeinsam mit ihrer Eltern- oder gar Großelterngeneration einfach nur gute und unterhaltsame Musik machen.

Und stellt sich dann auch noch der Kolping-Männerchor dazu, um mit dem Orchester ein gemeinsames Tirolerlied zu präsentieren, dann weiß man, dass der Begriff „Kolpingfamilie“ hier wirklich mit Inhalt gefüllt wird. Und spätestens wenn man dann im Konzert beiläufig erfährt, dass an ein kürzlich verstorbenes Orchestermitglied ein frei bleibender Stuhl erinnert , dass aber auch zwei Orchestermusiker geheiratet haben, spürt man, dass Zusammenspiel und Zusammenhalt hier eine gleich große Rolle spielen.

   Foto: Michael May

Die Anwesenheit der katholischen Geistlichkeit in der voll besetzten Aula war sicherlich ein Beweis der großen Wertschätzung, die das Orchester in der Kirchengemeinde genießt.

Daniel Asmuth, Chef des Kolpingorchesters, hat die vorzügliche Aufbauarbeit seines Vorgängers und langjährigen Leiters Klaus Bergmann erfolgreich fortgesetzt und sich obendrein noch weitere Verstärkung geholt. So werden die seit einem Jahr bestehenden „Musikkids“ von Katharina Seidel und das „Jugendorchester“ von Ramona Neuhaus dirigiert, ohne dass jedoch der gemeinschaftliche, integrative Gedanke dabei verloren geht.

Aber nun zur Musik: Nach einer prägnanten adventlichen Einstimmung mit dem Lied „Macht hoch die Tür“ durch die „Musikkids“ , entführte das Orchester die Zuhörer direkt nach Amerika.

Die „New York Ouverture“ von Kees Vlak erinnerte in vielen Teilen an die Musik Leonhard Bernsteins und beeindruckte mit ihren hitzigen Rhythmen und überraschenden Stimmungswechseln.

Getreu dem Motto des Abends „Stadt, Land, Fluss“ ging es anschließend nach Israel. Da durfte die Klezmer Musik nicht fehlen, welche im gleichnamigen „Karnival“ von Philipp Sparke ihren Ausdruck fand. Dort bewies das Orchester, welches zwischendurch auch einen gesanglichen Part übernahm, seine stilistische Wandlungsfähigkeit, die sich anschließend in der wiederum völlig anders gearteten „Moldau“ von Smetana widerspiegelte.

Der Ausflug ins die Tirolerland gemeinsam mit dem Kolpingchor erwies sich als absoluter Publikumsrenner, bevor es kurz vor der Pause noch einmal mit dem schmissigen „Oregon“ von Jacob de Haan zurück nach Amerika ging.

Nach der Pause ließ das Jugendorchester mit den Titeln „Spanish fea“ und „Tijuana taxi“ aufhorchen und die Mit-und Endfünfziger unter den Zuhörern dachten hierbei sicherlich mit Wehmut an den Sound ihrer zerkratzten Herb Alpert Platten.

Das „Hauptorchester“ unter der souveränen Leitung von Daniel Asmuth sorgte mit den Evergreens „Moon River“ und Gazzanis „Cuban Sound“ für einen letzten Höhepunkt und überraschte ganz nebenbei bei „Tarzan“ von Phil Collins mit Tierkostümen.

Die Zugaben „Ich war noch niemals in New York“ und das unsterbliche „Music“ von John Miles waren nach den Standing Ovations des restlos begeisterten Publikums eigentlich kaum noch zu toppen, jedoch hatte Daniel Asmuth richtigerweise den eigentlichen „Tophit“ des Abends ausgemacht und präsentierte zum endgültigen Abschluss noch einmal das Tirolerlied mit dem Kolpingchor.

Und damit verwandelte sich die Aula des Gymnasiums endgültig in eine riesige Kolpingfamilie.

Christian Otterstein (Iserlohner Kreisanzeiger)